Interview mit Thomas Karallus & Christine Pappert

Am 2. Mai 2007 besuchten Christian und ich (Benjamin) die beiden Synchronsprecher Thomas Karallus und Christine Pappert im Synchronstudio Hamburg Fährhauston, um ein Interview für alle King of Queens-Fans durchzuführen. Mit lockeren Sprüchen und sympathischer Art entstand ein tolles Gespräch – und als Highlight durften wir live bei der Synchronisation der letzten KoQ-Folge „Das China-Syndrom“ dabei sein.
So, die erste Frage:
Öh, die geb’ ich gleich an Frau Pappert weiter.
(lacht) Dankeschön, wie aufmerksam.
Ihr synchronisiert Doug und Carrie ja nun schon seit 9 Staffeln. Was bedeutet es für euch, dass KoQ nun endet?
Ja, das ist ein großer Abschnitt, der nach einer langjährigen Arbeit endet, und wir beide sind schon sehr traurig.
Ja, weil es auch relativ abrupt endet. Sonst sagt man: „Okay, es kommen noch ein oder zwei Staffeln“, und dann sollte es vorbei sein – und hier kam es ja alles ein bisschen plötzlicher. Nach knapp neun Jahren fehlt einem dann da auch was.
Dass KoQ über so viele Jahre so erfolgreich gelaufen ist, ist wirklich ein Glücksfall gewesen.
Wart ihr eigentlich selbst schon mal bei einer Aufzeichnung von King of Queens dabei?
Nein.
Nein. Aber ich habe damals bei „Hitch“ Kevin James kennengelernt. Wir waren nach der Kinovorführung im Hotel Adlon. Da gab’s einen abgesperrten Bereich; dort saßen wir mit Will Smith, seiner Frau, Eva Mendes und Kevin James. Ich hab mich dann ein paar Minuten mit Kevin unterhalten und dachte: „So, jetzt geh’ mal, die haben genug Tam-Tam.“ Ich stand also auf, und dann kam gleich von Kevin: „Heey, stop – und jetzt wird erstmal Wodka Red Bull getrunken.“
Ja, daraus wurden dann 20 bis morgens um halb sechs. Alle waren tierisch nett.
Ja, daraus wurden dann 20 bis morgens um halb sechs. Alle waren tierisch nett.
Wie läuft die Synchro einer Folge ab?
Die Folge ist eingeteilt in sogenannte „Takes“. Das macht der Cutter.
So ein Take besteht mal aus nur einem Atmer wie „Hhhha“ oder aus drei bis vier Sätzen. Ein Take dauert zwischen drei und zehn Sekunden.
Wir sehen die Folgen meist nicht vorher komplett auf Englisch, weil die Bänder erst so spät kommen. Wir gehen rein, der Take wird angespielt, wir gucken und hören ihn uns an, dann eine Probe – und danach schon die Aufnahme. Am Tag (acht Stunden) schaffen wir gut eine ganze Folge.
Wir sehen die Folgen meist nicht vorher komplett auf Englisch, weil die Bänder erst so spät kommen. Wir gehen rein, der Take wird angespielt, wir gucken und hören ihn uns an, dann eine Probe – und danach schon die Aufnahme. Am Tag (acht Stunden) schaffen wir gut eine ganze Folge.
Wie läuft das mit den Hintergrundgeräuschen ab? Z. B. die Tür fällt zu oder das Gehen auf dem Holzboden?
Das machen die Geräuschemacher. Damit haben wir gar nichts zu tun.
Oder vorwiegend ist es auf dem sogenannten ET – das ist das originale Band. Das wird dann übernommen.
Wie ist es, sich selbst im TV zu hören?
Ich weiß noch: Am Anfang war’s schon komisch. KoQ/Carrie war ja meine erste richtig große Rolle.
Warum haben sich eure Stimmen ab Staffel 6 verändert?
Das hab’ ich im Forum gelesen, und das wundert mich ein bisschen, weil sich die Stimmen eigentlich gar nicht verändert haben. Insofern hat sich meine ein bisschen verändert – das liegt auch am Laufe der Zeit. Kevin James’ Stimme hat sich aber auch verändert; vergleicht man Staffel 1 mit späteren, gibt’s kleine Unterschiede.
Für Leah Remini kann ich sagen: Sie hat es am Anfang auch anders gespielt. Anfangs war sie die liebe, teils etwas naive – stimmlich sehr weich. Das änderte sich (u. a. mit ihrer Schwangerschaft). Sie ging mehr „in die Nase“, hat seitdem einen leichten nasalen Klang. Das musste ich übernehmen. Und die Rolle wurde frecher – „dreckiger“ von der Stimmlage.
Habt ihr eine Lieblingsfolge?
Die Folge mit dem Supermarkt, das Thanksgiving-Essen (Truthahn à la Mama) und die mit dem Swimmingpool der Nachbarn (Schwimmende Nachbarn).
Ich fand den Zweiteiler (Kindertheater) sehr gut – da war beides drin: Komik und Ernst. Und auch den anderen Zweiteiler Weniger ist mehr.
Gab es lustige Versprecher, die euch jetzt einfallen?
Hunterdete. Aber solche werden leider nicht aufgenommen.
Aus Spaß haben wir einmal unsere Rollen getauscht. Da haben wir sehr gelacht. Ich sprach Doug und Thomas Carrie.
Sprechen euch Leute im Alltag an, weil ihr wie Doug und Carrie klingt?
Mir ist das sogar mal in der Diskothek passiert. Ich hab einfach nur gelacht – und so’n Typ neben mir: „Du bist Carrie!“
Wer vergibt eigentlich die deutschen Episoden-Titel?
Das machen die Autoren. Manchmal dürfen sie drei bis vier Titel vorschlagen, aber entscheiden tut der Sender bzw. die Redaktion. Wir bringen gelegentlich Ideen ein.
Wie kam es dazu, dass ihr KoQ synchronisiert?
Die Serie wurde eingekauft und das Studio hat ein Casting gemacht.
Ich sprach damals bei einer Zeichentrickserie. Mein Regisseur Peter Minez fragte mich, ob ich „ein bisschen taff“ sein kann. Ich: „Joa, kann ich probieren.“ Über die Aufnahmeleitung bekam ich dann einen Casting-Termin – mit Empfehlung.
Ich wollte zuerst gar nicht zum Casting, weil ich Castings hasse. Aber ich hatte Peter lange nicht gesehen – also hin, „aber nur weil wir hinterher essen gehen“. Ich hab’s einfach abgeliefert und nie gedacht, dass ich die Rolle bekomme. Auf meine Rolle wurden noch acht bis zehn andere gecastet.
Welchem Charakter hättet ihr eure Stimme sonst geliehen, außer Doug und Carrie?
Spence’ Rolle finde ich sehr schön – aber stimmlich bin ich nicht der Typ dafür.
Spence ist genial, ja! Holly hatte ein paar ganz coole Folgen. Von den Frauen wüsst’ ich sonst nichts … Kelly war nicht so prickelnd (lacht).
Die Nebenrollen sind auch eher nicht so interessant, sag ich mal.
Wie findet ihr, hat sich euer Figuren-Charakter verändert?
Härter, frecher, böser. Wie Peter sagte: „bitchy“.
Bei Doug ist es so, dass er ein bisschen dezenter geworden ist.
Habt ihr euch die bekannten Doug- und Carrie-„Macken“ angewöhnt?
(lacht) Ich glaub, meine Frau würd’ mich erschlagen. Wobei sie oft sagt: „Du hast echt Ähnlichkeiten mit ihm.“
Ich wüsste jetzt auch nichts.
Fallen euch beim Synchronisieren öfter Logikfehler oder Dinge im Hintergrund auf?
Suchst du jetzt wirklich nach Logik in einer der Folgen? (lacht) Aber klar, man findet oft was – ein Mikro im Bild, usw.
Anschlussfehler und so.
Bekommst du, Thomas, für Chuck und Larry ein Skript, das du vorher lesen kannst?
Nee, ich erhalte das Skript gar nicht. Wie bei KoQ: Ich fahre hin – erst dort sehe ich Film und Take.
Wie bereitet ihr euch auf eine Synchro vor? Habt ihr ein Ritual?
Nein. Ich komme ins Studio, trinke ’nen Kaffee, rauche eine Zigarette – sonst nichts Bestimmtes.
Wolltet ihr schon immer Synchronsprecher werden?
Unseren Job mögen wir auf jeden Fall. Wir beide haben eine Schauspielausbildung. Es kommt nicht der Tag, an dem man sagt: „So, jetzt werde ich Synchronsprecher.“
Ich kam durch Zufall und Empfehlung eines Kollegen ins Synchron. Erst Theater, dann ein Casting („Springfield Story“) – prompt eine Rolle bekommen; nach und nach wurde es mehr Synchron.
Was macht ihr nach KoQ? Schon neue Pläne?
Ich würde sagen: Ich gehe jetzt in Rente. (lacht) Es gab eine Zeit vor KoQ und es wird eine Zeit danach geben. Ich glaube fest, dass Kevin James zurückkommt und eine neue Serie macht. Er konzentriert sich gerade auf Kinofilme – ich wünsche ihm den Durchbruch.
Genau, wir hören jetzt auf. (lacht auch) Bei Filmen kommt’s drauf an, ob Kevin die Leute anzieht.
Kann eigentlich jeder eure Stimmen leihen/kaufen?
Theoretisch ja – aber nicht für private Feiern: „Komm mal her und mach mir den Doug.“ Wenn, dann professionell: Filmgesellschaft, Radio, TV … privat nicht.
Ich mach sowas auch nicht. Letztes Jahr beim Steuerberater wollte der Nachbar unbedingt, dass ich vor ihm „die Carrie“ mache. Ich: „Nee, das mach’ ich nicht.“ Ein Autogramm gab’s – damit war er glücklich.
Vielen Dank für das Interview!